In meiner Arbeit mit Teams sehe ich oft, welche Auswirkungen Veränderungen auf die Teams und die einzelnen Mitarbeitenden haben. Veränderungen gehören zum Leben – und doch fällt es uns oft schwer, sie zu akzeptieren. Während einige voller Neugier und Tatendrang neue Wege beschreiten, erleben andere Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten. Besonders in der Pflege, wo enge Bindungen zu Kolleginnen und Bewohnerinnen bestehen, können Veränderungen tief verunsichern. Die gewohnte Sicherheit scheint zu schwinden, und die Angst vor Bindungsverlust wird spürbar. In solchen Momenten ist es entscheidend, Menschen durch diesen Prozess zu begleiten, ihnen Halt zu geben und aufzuzeigen, dass Veränderung nicht nur Herausforderung, sondern auch Chance bedeutet.
Das Haus der Veränderung
– ein Modell für den Veränderungsprozess
Das „Haus der Veränderung“ ist ein bekanntes Modell, das veranschaulicht, wie Menschen mit Veränderungen umgehen. Es besteht aus mehreren Räumen, die verschiedene Phasen im Veränderungsprozess widerspiegeln:
Raum der Zufriedenheit
– „Es läuft doch alles gut!“ Hier fühlen sich Pflegekräfte sicher, weil sie ihre Abläufe kennen, die Teamstrukturen eingespielt sind und Verlässlichkeit im Alltag herrscht. Eine Veränderung erscheint zunächst unnötig oder sogar störend.
Raum der Ablehnung
– „Warum müssen wir überhaupt etwas ändern?“ Wenn Veränderungen angekündigt werden, ist der erste Reflex oft Widerstand. Pflegekräfte befürchten, dass gewohnte Abläufe verloren gehen und sie sich auf neue, unsichere Prozesse einlassen müssen.
Raum der Verwirrung
– „Wie soll das überhaupt funktionieren?“ Jetzt beginnt eine Phase der Unsicherheit. Alte Strukturen brechen weg, aber neue sind noch nicht etabliert. Mitarbeitende fühlen sich orientierungslos, ihre Bindung an das bisherige System wackelt. Das kann zu Frustration, Unsicherheit oder sogar Ängsten führen.
Raum der Erneuerung
– „Vielleicht gibt es auch Vorteile?“ Mit der Zeit erkennen viele, dass die Veränderung auch Positives mit sich bringt. Neue Abläufe können effizienter sein, das Team wächst an der Herausforderung, und es entstehen neue Chancen.
Sicherheit und Bindungsverlust als größte Herausforderungen
Pflegekräfte sind in ihrer täglichen Arbeit stark auf Routine, Verlässlichkeit und das Miteinander im Team angewiesen. Veränderungen können diese Stabilität gefährden und ein Gefühl des Bindungsverlusts hervorrufen. Besonders gravierend ist dies bei:
Neuen Touren- oder Dienstplänen, die vertraute Abläufe aufbrechen.
Wechselnden Teams, wodurch sich Kolleg*innen neu aufeinander einstellen müssen.
Führungswechseln, die oft mit neuen Erwartungen und Regelungen einhergehen.
Wie kann der Veränderungsprozess erleichtert werden?
-Transparenz schaffen: Frühzeitige Kommunikation über geplante Veränderungen gibt den Mitarbeitenden Zeit, sich darauf einzustellen.
Emotionen ernst nehmen: Ängste und Sorgen müssen gehört und anerkannt werden. Ein offener Austausch hilft, Widerstände abzubauen.
Orientierung bieten: Klare Strukturen, Schulungen und Unterstützung durch Führungskräfte können Sicherheit geben.
Mitarbeitende einbinden: Wer Veränderungen mitgestalten kann, akzeptiert sie eher. Beteiligung schafft Vertrauen.
Positive Effekte aufzeigen: Wenn klar wird, welche Vorteile eine Veränderung mit sich bringt, fällt die Akzeptanz leichter.
Fazit
Veränderungen in der Pflege sind oft unumgänglich, aber sie müssen gut begleitet werden. Das Haus der Veränderung zeigt, dass es normal ist, sich erst gegen Neuerungen zu sträuben. Mit der richtigen Unterstützung können Pflegekräfte den Übergang jedoch bewältigen – und am Ende sogar gestärkt daraus hervorgehen.